VIP-Interview

Alvaro Soler: „Ich hatte schon immer ein Auge für Design“

Lesedauer: 7 min

Japanisch, Deutsch und Spanisch sprach Alvaro Soler in seiner Schulzeit. Seit Mai ist er endlich wieder auf Tour. Was sein Abi-Schnitt war, was er studierte und wie er zur Musik kam.


Musiker und Coach
Musiker und Coach
Bei der aktuellen Staffel von „The Voice Kids“ ist Alvaro ein Coach – zusammen mit Lena Meyer-Landrut, Wincent Weiss sowie Michi und Smudo von Fanta 4.
© Martin Garcor
© Martin Garcor
Musiker und Coach
Bei der aktuellen Staffel von „The Voice Kids“ ist Alvaro ein Coach – zusammen mit Lena Meyer-Landrut, Wincent Weiss sowie Michi und Smudo von Fanta 4.
Musiker und Coach

Vor kurzem ist ja dein neuer Song „Solo para ti“ mit DJ Topic erschienen. Kannst du ein bisschen erzählen, worum es in dem Song geht?
„Solo para ti“ heißt übersetzt „nur für dich“. Das „nur für dich“ meint in dem Fall den Moment in einer Beziehung, an dem man eine wichtige Entscheidung treffen muss – nämlich zusammenzubleiben und durchzuhalten, auch wenn es manchmal Sachen gab, die vielleicht nicht ganz so gut liefen. Der Song beschreibt diesen Clash zwischen Kopf und Herz, wenn das Herz die eine Sache sagt, während der Kopf in eine ganz andere Richtung gehen will.

2021 ist dein drittes Album entstanden, „Magia“. Wie schauen die Pläne aktuell aus – ist schon ein viertes Album in Planung oder geht’s jetzt erst einmal auf Tour?
Was Musik angeht, experimentiere ich gerade viel herum. Ich schaue einfach, worauf ich Lust habe, schreibe neue Songs und gehe parallel dazu natürlich auf Tour. Dieses Jahr geben wir sehr viele Konzerte, einige davon auch in Deutschland. Im Mai fängt‘s an und geht dann bis Oktober – also schon eine sehr lange Tour. Ich bin gespannt, was da alles auf mich zukommt.

Ist das dann auch so, dass man während der Tour gar keine Zeit dazu hat, neue Songs zu schreiben? Oder funktioniert das ganz gut, auch wenn man unterwegs ist?
Wenn ich unterwegs bin, ist das eher schwierig. Ich fokussiere mich lieber auf eine Sache, dann bin ich nicht so zerstreut. Vor den ersten Shows bin ich immer etwas nervöser, weil sich erst zeigen muss, wie etwas funktioniert, wie das Publikum reagiert und welcher Song mit welchem anderen zusammenpasst. Dieses Jahr werde ich auf jeden Fall ein paar Sachen mitnehmen, sodass ich nebenbei Songs schreiben kann, aber erst im September.

Du bist ja in Barcelona geboren, dort mit Unterbrechung aufgewachsen, warst aber auch in Tokio auf einer deutschen Schule, weil deine Eltern dahin ausgewandert sind. Wie war das?
Das war schon krass. Im Pausenhof der deutschen Schule in Barcelona habe ich immer Spanisch und Deutsch gesprochen. In der deutschen Schule in Tokio war es auf einmal Japanisch und Deutsch. Das war total skurril und ich musste erst einmal damit klarkommen, schließlich war ich erst zehn. Japan ist einfach ein total anderes Land. Es war auf jeden Fall eine neue Erfahrung. Die Leute dort sind sehr offene, gute Menschen. Ich habe in Japan gute Freundschaften geschlossen, die ich bis heute immer noch pflege.

Das ganze Gespräch gibt es auch zum Nachhören:

Wann warst du das letzte Mal in Tokio oder Japan?
Vor drei Jahren, als ich meinen Song „Loca“ rausgebracht habe. Es war verrückt, die Stadt zu sehen, in der ich sieben Jahre lang gelebt habe. Da ist noch unser altes Haus, die Bahnstation, wo der Bus mich abgeholt hat. Diese kleinen Sachen waren noch da, aber in einer anderen Form, weil meine Wahrnehmung vor zwanzig Jahren anders war als heute. Es war so eine Art nostalgisches Flashback.

Wie gut ist dein Japanisch noch?
Es ist schwierig, die Sprachkenntnisse zu behalten, ohne im Alltag viel zu sprechen. Aber beim Japaner kann ich schon noch bestellen!

Was waren in der Schulzeit so deine Lieblingsfächer?
Meine Lieblingsfächer waren Kunst und Sport. Musik hatte ich abgewählt, weil ich Notenlesen nicht mochte und die ganze Musiktheorie langweilig fand. Das ist für mich kein richtiges Musizieren.

Bist du allgemein gerne zur Schule gegangen? Warst du ein guter Schüler?
Ich war kein guter Schüler, ich war eigentlich ganz normal, hatte immer normale Noten. Mein Abischnitt war 2,9, also jetzt nicht besonders überragend. Aber in der Uni war ich sehr gut, sogar Klassenbester. In der Schule hatte ich einfach keine Motivation. Ich habe keinen Sinn dahinter gesehen, warum ich in Physik die Geschwindigkeit von irgendwelchen Elektronen in einem Kondensator ausrechnen soll. Das war mir zu spezifisch und dann hatte ich keinen Bock.

Du bist ja nach der Schule an die Uni in Barcelona gegangen und hast Industriedesign an der Escuela de Grafismo Elisava studiert. Ich spekuliere mal, dass du dich für Industriedesign entschieden hast, weil Kunst in der Schule schon dein Lieblingsfach war?
Ich habe schon immer gern gezeichnet und wollte etwas mit Design machen. Meine Mutter ist studierte Innenarchitektin und hat den Beruf anfangs auch ausgeübt, bevor sie dann in die Kochrichtung gegangen ist. Aber ich hatte schon immer ein Auge für Design und deswegen war es für mich sehr natürlich, diesen Weg zu gehen. Design ist ja am besten gemacht, wenn man gar nicht merkt, dass etwas designt wurde. Das liebe ich daran. Ich finde es auch sehr interessant, Sachen für die Zukunft zu erfinden. Design kann dir das Leben einfacher machen. Gerade was die Materialien angeht, da ja immer häufiger über Nachhaltigkeit gesprochen wird. Auch damit haben wir uns in der Uni beschäftigt. Es war einfach echt richtig cool zu sehen, wie viel Design und Materialien in dem Bereich helfen können.

Du warst ja schon während der Schulzeit in einer Schulband und hast auch später eine Band mit deinem Bruder und Freunden gegründet. War Musik dann doch schon immer der heimliche Plan?
Ja, das war auf jeden Fall so ein heimlicher Plan. Musik war irgendwie immer da. Musik war nie an zweiter Stelle. Ich wollte nie Musik machen, um Superstar zu werden, sondern weil ich es geliebt habe, mit meinem Instrument auf der Bühne zu sein, zu spielen und auch zu Hause Musik zu machen. Und dann habe ich anscheinend genug Arbeit und Leidenschaft hineingesteckt, dass es irgendwann gereicht hat, um Erfolg zu haben und mir damit meinen Lebensunterhalt verdienen zu können. Das war echt mega.

Die Karriere

Alvaro Soler

2022: „Alvaro Soler – The Best of 2015 - 2022“ wird veröffentlicht.

2022: Erscheint die Single „Solo para ti“ mit DJ Topic.

2021: Coach bei „The Voice Kids“, drittes Album „Magia“

2016: Jury bei „The X Factor“ 2015: Bei Universal erscheint sein erstes Album „Eterno agosto“.

2010: Gründet er die Band „Urban Lights“.

2001: Die Familie zieht nach Tokio, wo Alvaro auf eine deutsche Schule geht.

1991: Alvaro kommt in Barcelona auf die Welt.

Wie ging es dann los?
Nach der Uni habe ich erstmal ein bisschen geguckt, was ich so machen möchte. Ich war 22 und es war noch echt früh, deswegen dachte ich, ich könnte einfach mal zwei Jahre lang nur zu hundert Prozent Musik machen, bevor ich anfange zu arbeiten. Außerdem waren die Jobs nicht so gut bezahlt. Deswegen dachte ich mir, ich mache hier und da einfach ein paar Events, damit ich davon leben kann, einfach mal nur Musik zu machen. Und dann bin ich in ein kleines Studio gegangen, eine Garage von meinem besten Freund. Er hat in der Band Schlagzeug gespielt. Zusammen haben wir dann zwei Alben produziert – alles in dieser Garage. Ich habe dort so viel gelernt.

Könntest du Jugendlichen ein paar Tipps geben, wie man im Musikbusiness ankommt?
Worauf müssen sie aufpassen und was sollen sie unbedingt machen? Mittlerweile gibt es viel mehr Chancen, weil es so viele Alternativen zu den klassischen Labels gibt, die man früher gebraucht hat, um Musik rauszubringen. Es gibt viele Künstler, die einfach auf Spotify existieren. Um Lieder rauszubringen, braucht man nicht unbedingt eine riesige Struktur dahinter. Deswegen ermutige ich echt alle, die es gerade probieren wollen. Doch egal wie – ob independent oder mit Label – man muss viel Arbeit hineinstecken. Zwischen 18 und 22 war ich nicht oft im Club, sondern eher zu Hause und habe dort alleine im Zimmer Musik gemacht. Man muss schon ein paar Sachen aufgeben, aber danach lohnt es sich.

Du hast noch vor kurzem einem Disneycharakter in dem Film „Encanto“ deine Stimme geliehen. Könntest du dir in Zukunft wieder vorstellen, Synchronarbeiten zu übernehmen?
Voll gerne. Ich habe es geliebt und so viel Spaß gehabt. Immer, wenn ich darüber nachdenke, habe ich direkt ein Lächeln im Gesicht. Die Leute im Team waren echt super. Sie haben mir dabei geholfen, diesem Animationscharakter Leben zu geben. Es gibt Jobs, wo man kurzfristigen Erfolg erlebt und es gibt Jobs, wo man langfristigen Erfolg erlebt. Und mit Erfolg meine ich nicht Geld und Ruhm, sondern eher so ein Gefühl, bei dem man sich gut mit sich selbst fühlt, weil es einfach eine coole Zeit war. Und das ist etwas, was ich bei der Synchronarbeit gefühlt habe. Man sieht diese Leinwand mit dem Animationscharakter, und dann setzt du deine Stimme ein, die Figur klingt auf einmal und du siehst, wie sie auf einmal lebt. Der Job gibt dir in so wenig Zeit so viel zurück. Das finde ich schön, und das ist ein kurzfristiger Erfolgsmoment. Es ist wichtig, eine regelmäßige Abfolge von kleinen Erfolgsmomenten zu haben, denn das bringt einen weiter.

Und welchen Erfolgsmoment möchtest du dir noch erfüllen?
Ich würde gerne mal in Tokio ein Konzert spielen und das wird auch passieren. Ich weiß noch nicht, wann, aber es wird dazu kommen.

Vielen Dank für das Interview, Alvaro.

Ganz persönlich

Meine Abiturnote war… 2,9.

Familie ist mir… super wichtig.

An einem perfekten Sonntag… kann ich nach dem Essen Siesta machen und mit Netflix und Decke auf dem Sofa chillen.

Meine beste Klassenfahrt… war auf die Insel Miyakojima, das ist in Okinawa, im Süden von Japan. Dort gibt es ein paar Inseln in der Nähe von den Philippinen. Da ist das Wasser türkisblau, einfach unfassbar schön.

Spanisch ist die Sprache… der Liebe, der Emotion und des Gespürs. Einfach sehr leidenschaftlich.

Mein Vorbild ist… mein Großvater, weil er so ein eleganter, lässiger Typ ist, und das mit 83 Jahren. Er weiß jetzt: Er hat alles richtig gemacht im Leben.

Mein Herz schlägt für FC Barcelona oder FC Bayern München? FC Barcelona. Es tut mir leid :)

Mein Lieblingsessen… ist ein frischer Fisch mit Öl und Salz, dazu Ofenkartoffeln, Gemüse und frischer Salat.

Im Radio läuft bei mir… eher so die neue Musik. Und Mood-Playlists, um mal Pause zu machen und abzuschalten. Deswegen höre ich ganz gerne Instrumental-Lieder.

Der Autor
Denis Dworatschek

Ob beim Kegeln oder beim Verfassen von Artikeln: Präzision ist seine Stärke. Dabei studierte Denis Sozialwissenschaften an der Universität Augsburg und interessiert sich vor allem für die Themen Medien, Politik und Technik.